Du bist im Supermarkt, wartest an der Kasse, als die Frau vor dir plötzlich schwankt und wie in Zeitlupe zu Boden sinkt. Es wird still, alle schauen – doch niemand weiß so recht, was zu tun ist. Solche Situationen fühlen sich dramatisch an, sind aber mit klaren Handgriffen gut zu meistern. Dieser Ratgeber führt dich in ruhigem Tempo durch die wichtigsten Schritte, damit du bei einer Ohnmacht sicher und besonnen erste Hilfe leistest. Du brauchst dafür kein Profi zu sein, nur den Mut, den ersten Schritt zu machen.
Vielleicht hast du selbst schon einmal gemerkt, wie dir schwarz vor Augen wurde – nach zu wenig Schlaf, in stickigen Räumen oder wenn du zu schnell aufgestanden bist. Ohnmachten (medizinisch: Synkopen) sind häufig und in vielen Fällen harmlos. Trotzdem gilt: Eine bewusstlose Person kann sich nicht selbst schützen. Genau hier kommst du ins Spiel. Wenn du weißt, wie man prüft, atmet, lagert und Hilfe holt, schenkst du Sicherheit – und im Zweifel kostbare Minuten.
Was ist eine Ohnmacht – und woran erkennst du sie?
Eine Ohnmacht ist ein kurzer, plötzlicher Bewusstseinsverlust, meist ausgelöst durch einen vorübergehenden Abfall der Durchblutung im Gehirn. Der Körper „schaltet“ sozusagen in den Energiesparmodus, damit sich der Blutfluss stabilisieren kann. Häufige Auslöser sind Hitze, langes Stehen, Flüssigkeitsmangel, Aufregung, Schmerz oder der berühmte Anblick von Blut. Der eigentliche Kreislaufkollaps dauert oft nur Sekunden bis wenige Minuten.
Du erkennst eine Ohnmacht daran, dass die Person abrupt zusammensackt, nicht ansprechbar ist und schlaff wirkt. Atmung und Puls sind in der Regel vorhanden, wenn es sich um eine einfache Kreislauf-Synkope handelt. Manchmal kündigt sich die Ohnmacht an: Schwindel, Übelkeit, kalter Schweiß, Blässe oder ein „Schwarzwerden“ vor den Augen. Wichtig ist, Ohnmacht von anderen Notfällen zu unterscheiden – etwa einem Krampfanfall oder Brustschmerzen, die auf Herzprobleme hindeuten. Dein Vorgehen startet aber immer gleich: prüfen, atmen, reagieren.
Dein 60‑Sekunden‑Akutplan: So handelst du zuerst
Der Anfang entscheidet. Ein klarer Mini‑Plan hilft dir, einen kühlen Kopf zu behalten. Stell dir vor, du drückst innerlich einen großen „Play“-Knopf – und folgst dann diesen Schritten in ruhiger Reihenfolge.
Beginne mit der Eigensicherheit. Schau kurz, ob die Umgebung sicher ist: Liegt die Person mitten auf der Straße? Gibt es Stolperfallen, Glasscherben, heiße Getränke? Erst wenn du dich nicht selbst in Gefahr bringst, gehst du zur Person. Sprich sie laut an: „Hallo, können Sie mich hören?“ Rüttle nicht heftig, sondern tippe an die Schulter. Reagiert sie nicht, prüfe die Atmung. Lege eine Hand an die Stirn, hebe mit zwei Fingern am Kinn leicht an (Kopf-Überstreckung), beuge dich mit deinem Ohr über Mund und Nase. Spürst du Atemhauch? Siehst du die Brust sich heben und senken? Höre, fühle, schaue – für maximal zehn Sekunden.
Ist die Atmung normal, bleibt die Situation zwar ernst, aber nicht lebensbedrohlich. Jetzt verschaffe der Person Schutz und Ruhe: öffne enge Kleidung, sorge für Luft, lege – wenn keine Verletzungen dagegen sprechen – die Beine erhöht ab (zum Beispiel auf eine Tasche oder eingerollte Jacke). Das hilft, Blut schneller zum Gehirn zurückzubringen. Bleib die ganze Zeit in Kontakt: „Sie sind ohnmächtig geworden, ich bin hier, ich helfe Ihnen.“ Sprache wirkt wie ein Halteseil.
Wann du den Notruf 112 wählst – ohne zu zögern
Nicht jede Ohnmacht ist ein Fall für die Rettung, aber es gibt klare Warnzeichen. Rufe sofort 112, wenn die Person nicht normal atmet, wiederholt das Bewusstsein verliert, über starke Brustschmerzen, Atemnot oder massiven Kopfschmerz klagt, wenn Lähmungen, Sprachstörungen oder ein hängender Mundwinkel auffallen, wenn sie sichtbar verletzt ist (Sturz auf Kopf) oder wenn es sich um Kinder, Hochbetagte, Schwangere oder bekannte Herzpatient:innen handelt. Zögere auch nicht, wenn du unsicher bist – lieber einmal zu viel den Notruf wählen als einmal zu wenig. Du wirst am Telefon angeleitet; bleib dran, bis die Leitstelle dich entlässt.
Wenn die Atmung aussetzt oder unregelmäßig nach Luft geschnappt wird (Schnappatmung), ist es ein Herz-Kreislauf-Stillstand. Leite umgehend die Herz‑Lungen‑Wiederbelebung ein: 30 Mal kräftig in der Mitte des Brustkorbs drücken, dann 2 Atemspenden – und wiederholen. Trau dich: Schon allein das rhythmische Drücken rettet Leben. Viele öffentliche Orte haben zudem Defibrillatoren (AED). Folge den Sprachansagen des Geräts; es ist für Laien gemacht.
Stabile Seitenlage – warum sie so wichtig ist
Atmet die Person normal, aber bleibt bewusstlos, schützt du sie mit der stabilen Seitenlage. Unbewusste Menschen können Erbrochenes, Blut oder Speichel nicht zuverlässig schlucken, die Zunge kann nach hinten fallen und die Atemwege verlegen. In Seitenlage sind Mund und Nase frei, der Kopf ist leicht nach unten geneigt, und Flüssigkeiten können abfließen. Gleichzeitig bleibt der Brustkorb beweglich genug, damit die Atmung ungestört weiterläuft.
Viele haben Angst, dabei „etwas falsch zu machen“. Die gute Nachricht: Es ist fast unmöglich, eine stabile Seitenlage so falsch zu machen, dass du schadest – schlimmer wäre es, gar nichts zu tun. Mach jeden Schritt in Ruhe. Wenn du zu zweit bist, stimmt euch ab; wenn du allein bist, bleib ruhig und konzentriert. Sprich, wenn möglich, weiter mit der Person, auch wenn sie nicht antwortet. Das hilft dir, selbst fokussiert zu bleiben.
Stabile Seitenlage in 5 einfachen Schritten
- Lege den nahen Arm der Person im rechten Winkel nach oben, Handfläche nach oben. Fasse den fernen Arm, lege dessen Handrücken an die gegenüberliegende Wange und halte ihn dort fest.
- Beuge das ferne Bein an, sodass der Fuß flach auf dem Boden steht. Das gibt dir einen Hebel.
- Ziehe vorsichtig am gebeugten Bein und rolle die Person zu dir herüber, bis sie seitlich liegt. Halte dabei die Hand an der Wange, damit der Kopf stabil bleibt.
- Richte Kopf und Kinn leicht nach hinten (Atemwege frei), öffne den Mund behutsam. Das obere Bein liegt im rechten Winkel, damit die Lage stabil bleibt.
- Kontrolliere regelmäßig die Atmung und wärme die Person zu – mit Jacken, Decken oder einem Mantel. Bleib bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder bis die Person wieder wach wird.
Bitte nicht tun – typische Fehler, die du leicht vermeidest
In Stresssituationen greifen wir manchmal zu gut gemeinten, aber ungünstigen Maßnahmen. Es hilft, diese schon vorher im Kopf zu „entkräften“, damit du im Ernstfall nicht aus Gewohnheit handelst.
Gib einer bewusstlosen Person niemals etwas zu trinken oder zu essen. Auch keine „Zuckerlösung“ oder Brausetablette – Verschlucken ist hier das größte Risiko. Ebenso gefährlich ist es, den Kopf zwischen die Knie zu drücken oder die Person in aufrechter Haltung „auszuschütteln“. Und so verlockend es klingt: Riechsalz und kräftige Ohrfeigen sind kein Erste‑Hilfe‑Werkzeug, sondern eher Legenden aus alten Filmen.
- Kein Herumtragen, kein Aufsetzen erzwingen, keine Kopf-zwischen-die-Knie-Position.
- Keine Getränke, kein Essen, keine Tabletten – insbesondere nichts in den Mund einer bewusstlosen Person geben.
Nach der Ohnmacht: Beobachten, beruhigen, dokumentieren
Wenn die Person wieder zu sich kommt, ist sie oft verwirrt, müde oder schamhaft verlegen. Das ist normal. Stell dich kurz vor, erkläre knapp, was passiert ist („Sie waren kurz ohnmächtig, Sie sind jetzt in Sicherheit“), und ermutige zu ruhigen, tiefen Atemzügen. Lass sie nicht sofort aufstehen; gib dem Kreislauf ein paar Minuten. Prüfe weiter Atmung und Bewusstsein, halte Blickkontakt, beurteile Hautfarbe und Schweiß. Frage behutsam nach Schmerzen, Vorerkrankungen, Medikamenten oder Allergien – aber ohne Druck.
Mach dir, wenn möglich, eine kleine mentale Notiz: Wann begann das Ganze? Gab es Vorzeichen (Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit)? Wie lange dauerte die Bewusstlosigkeit? Hat die Person sich verletzt? Diese Informationen helfen Ärztinnen und Ärzten, die Ursache besser einzuordnen. Wenn der Rettungsdienst kommt, übergibst du die Beobachtungen strukturiert. Denke dabei an eine einfache Merkhilfe: Wer? Was? Wann? Wie lange? Warnzeichen?
Ohnmacht oder doch etwas anderes? So ordnest du es ein
Nicht jeder Kollaps ist eine klassische Kreislauf-Synkope. Manchmal steckt ein Krampfanfall dahinter: ruckartige Zuckungen, verkrampfte Muskulatur, möglicherweise Zungenbiss oder „Schaum“ vor dem Mund. Hier schützt du vor allem vor Verletzungen, räumst den Bereich, polsterst den Kopf leicht und wartest, bis die Krämpfe enden – dann stabile Seitenlage und Atmung prüfen. Bei Anzeichen eines Schlaganfalls (plötzliche Lähmung, Sprachstörung, schiefer Mund) ist Eile geboten: Sofort 112.
Auch niedriger Blutzucker kann eine Ohnmacht auslösen, vor allem bei Menschen mit Diabetes. Wenn die Person wieder wach ist und zuverlässig schlucken kann, hilft ein zuckerhaltiges Getränk oder Traubenzucker. Bei bekannter Herzkrankheit, neuem Brustschmerz, Herzrasen oder einer Vorgeschichte mit Rhythmusstörungen nimm jede Ohnmacht ernst – besser einmal mehr medizinisch abklären lassen.
Ursachen verstehen – und im Alltag vorbeugen
Meist kommt eine Ohnmacht durch einen kurzen Blutdruckabfall zustande. Blut „versackt“ in den Beinen, das Gehirn bekommt zu wenig Sauerstoff – und der Körper schaltet für einen Moment ab. Das passiert leichter bei Hitze, langem Stehen, in stickiger Luft, nach emotionalen Reizen oder bei schnellem Aufstehen. Auch Flüssigkeitsmangel, Alkohol, bestimmte Medikamente oder ein Infekt spielen eine Rolle.
Vorbeugung heißt deshalb: Fülle deinen Tank. Trink über den Tag verteilt ausreichend Wasser, besonders bei Hitze. Iss regelmäßig, wenn du zu Unterzucker neigst, und steh morgens langsam auf (erst hinsetzen, dann aufstellen). Wenn du weißt, dass dir beim Anstehen oder in warmen Räumen schnell schwindlig wird, nutze die Muskelpumpe: Spanne abwechselnd Waden, Oberschenkel und Gesäß an, verschränke die Beine im Stehen und drücke kräftig gegeneinander. Das treibt Blut zurück zum Herzen.
Die „BEAT“-Merkhilfe: ruhig bleiben und strukturiert handeln
Manchmal hilft ein einfaches Wort als mentaler Anker. Stell dir die vier Buchstaben B‑E‑A‑T vor – wie ein ruhiger Herzschlag, der dich durch die Situation führt.
B wie Beobachten: Szene sichern, Ansprechen, Atmung prüfen. E wie Entlasten: Beine hoch, enge Kleidung öffnen, Luft zufächeln. A wie Atemwege: Kopf überstrecken, stabile Seitenlage, Atemkontrolle. T wie Telefonieren: 112 rufen, Fragen beantworten, dranbleiben. Diese kleine Merkhilfe passt auf einen Post‑it am Kühlschrank – und sie verankert, was zählt.
Besondere Situationen – so passt du dein Handeln an
Manche Ohnmachten folgen dem klassischen Schema, in einigen Lebensphasen braucht dein Vorgehen jedoch kleine Anpassungen. Wichtig ist, dass du ruhig bleibst und die Grundschritte beibehältst – Atmung prüfen, Atemwege freihalten, Lagerung sichern –, während du die Besonderheiten beachtest.
Im Folgenden findest du die wichtigsten Hinweise für Kinder, Schwangere und ältere Menschen. Sie helfen dir, typische Fehler zu vermeiden und geben dir Sicherheit, bis professionelle Hilfe übernimmt.
Kinder
Ohnmachten bei Kindern wirken besonders dramatisch, sind aber in vielen Fällen schlicht ein Kreislaufkollaps durch Hitze, Aufregung oder Flüssigkeitsmangel. Handhabe sie wie bei Erwachsenen: Atmung prüfen, Beine leicht erhöhen, beruhigen, Seitenlage bei Bewusstlosigkeit. Bei ungewöhnlichen Symptomen (starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen, Krämpfe, Sturz auf den Kopf) solltest du konsequent den Notruf wählen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – lieber einmal mehr checken lassen.
Kinder profitieren sehr von einfacher Sprache und Nähe. Halte Blickkontakt, sprich sanft: „Ich bin bei dir, du atmest, alles gut.“ Wenn Eltern anwesend sind, bezieh sie ein: „Halten Sie bitte seine Hand, ich hebe kurz die Beine.“ So entsteht ein kleines Team, das Ruhe ausstrahlt.
Schwangere
In der Schwangerschaft zirkuliert mehr Blut im Körper, der Blutdruck kann schwanken, und ein schnelles Aufstehen führt leichter zu Schwindel. Bei einer ohnmächtigen Schwangeren achtest du zusätzlich auf die Lagerung: Ab dem zweiten Trimester möglichst in Linksseitenlage, damit die große Hohlvene nicht von der Gebärmutter abgedrückt wird. Prüfe Atmung, sichere die Atemwege, rufe bei anhaltender Bewusstlosigkeit oder Bauchschmerzen den Rettungsdienst. Beruhigung hilft hier doppelt – für Mutter und Kind.
Ältere Menschen
Im höheren Alter nimmt das Durstgefühl ab, Blutdruck und Herzrhythmus können unruhiger sein, und Medikamente wirken stärker. Nach einer Ohnmacht besteht außerdem ein höheres Sturzrisiko. Prüfe sorgfältig auf Verletzungen, polstere den Kopf, bleib geduldig beim Aufrichten, und organisiere gegebenenfalls Begleitung nach Hause oder zum Arzt. Eine weiche Decke oder Jacke als Unterlage ist nicht nur angenehm, sondern verhindert auch Auskühlen.
Häufige Fragen – kurz, klar, hilfreich
Darf ich eine bewusstlose Person aufrichten, damit sie „zu sich kommt“? Nein. In Rückenlage mit leicht erhöhten Beinen oder in stabiler Seitenlage ist die Durchblutung besser – Aufrichten kann die Situation verschlechtern.
Soll ich die Person „wachklatschen“ oder Riechsalz benutzen? Nein. Beides kann schaden und hilft nicht. Sprich ruhig, prüfe regelmäßig Atmung und Bewusstsein und sorge für stabile Lagerung.
Was, wenn die Person sehr blass und schweißig ist, aber atmet? Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Kreislaufreaktion. Beine hoch, Luft, Kleidung öffnen, beruhigen – und beobachten. Bei Unsicherheit: 112.
Wie lange soll ich die Person in Seitenlage lassen? Bis sie wieder zuverlässig wach ist oder der Rettungsdienst übernimmt. Prüfe dabei immer wieder die Atmung.
Mini‑Übungen für mehr Sicherheit – heute schon ausprobieren
Sicherheit entsteht durch Tun. Nimm dir fünf Minuten und simuliere die stabile Seitenlage – auf dem Teppich mit einer vertrauten Person oder einer zusammengerollten Decke als „Patient:in“. Sag dir jeden Schritt leise vor. Übe das Anheben des Kinns (Kopf‑Überstreckung) an dir selbst im Spiegel. Stell dir vor, wie du den Notruf absetzt: „Hier spricht … Ich bin in der Musterstraße 10 in Musterstadt, eine Frau ist bewusstlos, atmet normal, ich lege sie in die stabile Seitenlage.“ Je öfter du das gedanklich durchgehst, desto ruhiger wirst du im Ernstfall handeln.
Auch sinnvoll: Lege zu Hause einen kleinen Notfallzettel bereit – mit deiner Adresse, den wichtigsten Hausnummern und der 112 groß oben drüber. Hänge ihn neben das Telefon oder speichere ihn als Notiz im Handy. Wenn es hektisch wird, rettet so ein Spickzettel Nerven.
Deine kleine Erste‑Hilfe‑Ausstattung – pragmatisch gedacht
Du brauchst keinen kompletten Sanitätsrucksack, um gut helfen zu können. Nützlich sind dennoch ein paar Dinge, die wenig Platz brauchen: Ein Paar Einmalhandschuhe (schützen dich und die andere Person), eine Rettungsdecke (wärmt, schützt vor Nässe), ein kleines Fläschchen Händedesinfektion und ein paar sterile Kompressen mit Fixierpflaster. Diese Basics passen in jede Tasche oder ins Handschuhfach. In deiner Hausapotheke dürfen zusätzlich Pflaster, eine Schere, Pinzette und eine Zeckenzange liegen – übersichtlich geordnet, damit du im Notfall nicht suchen musst.
Ein Tipp für unterwegs: In vielen Städten hängen öffentliche Erste‑Hilfe‑Sets und AED‑Geräte an Bahnhöfen, in Einkaufszentren oder Sporthallen. Kenne die typischen Standorte in deiner Umgebung. Je vertrauter dir diese Orte sind, desto schneller handelst du, wenn Sekunden zählen.
Umgang mit Emotionen – für Betroffene und Helfende
Nach einer Ohnmacht schämen sich manche Menschen oder haben Angst, dass „etwas Ernstes“ dahintersteckt. Nimm diese Gefühle ernst. Sag Sätze wie: „Das passiert vielen, Sie haben nichts falsch gemacht.“ Wenn ein Notarzt hinzugezogen wurde, erkläre knapp, dass jetzt alles Wichtige gecheckt wird. Für dich als Helfer oder Helferin gilt: Auch du darfst durchatmen, zittern oder hinterher Fragen haben. Sprich kurz mit Anwesenden, hol dir, wenn möglich, einen warmen Tee und ein paar ruhige Atemzüge. Gute Hilfe beginnt mit Selbstfürsorge.
Mythen & Fakten – kurz entzaubert
Viele Bilder über Ohnmacht stammen aus Filmen, nicht aus dem echten Leben. Dort kippt jemand um, ein Schluck Wasser – und alles ist gut. In Wirklichkeit ist Wasser im falschen Moment gefährlich und kann in die Lunge geraten. Auch der Tipp „Kopf zwischen die Knie“ ist überholt: Er erschwert die Atmung und hilft nicht, die Atemwege frei zu halten. Vertraue lieber auf die stabile Seitenlage und die Atemkontrolle. Und ja, du darfst deutliche Anweisungen geben: „Bitte geben Sie mir Platz“, „Rufen Sie 112“, „Holen Sie eine Decke“. Führung schafft Sicherheit für alle.
Wieder zusammengefasst – was wirklich zählt
Du musst kein Profi sein, um bei Ohnmacht effektiv zu helfen. Mit einem klaren Ablauf – prüfen, atmen, lagern, Hilfe holen – überbrückst du die kritische Zeit, bis der Kreislauf wieder stabil ist oder Profis übernehmen. Deine ruhige Stimme, eine freie Atembahn und die stabile Seitenlage sind die drei stärksten Werkzeuge. Den Rest lernst du im Tun.
Ein letzter Merksatz, den du dir mitnehmen kannst: „Erst atmen lassen, dann alles andere.“ Wenn die Atmung gesichert ist, hast du den wichtigsten Teil bereits geschafft. Der Rest wird Schritt für Schritt leichter.
Fazit: Mit Ruhe und System – so wirst du zur sicheren Hilfe
Ohnmachten passieren im Alltag – im Bus, im Büro, beim Sport oder daheim. Wer vorbereitet ist, kann in wenigen Augenblicken vom staunenden Zuschauer zur hilfreichen Begleitung werden. Du weißt jetzt, wie du dir zuerst selbst Sicherheit verschaffst, die Atmung prüfst, Beine hochlagerst, die stabile Seitenlage machst und im richtigen Moment 112 wählst. Du kennst Warnzeichen, kannst Kinder, Schwangere und ältere Menschen besonders im Blick behalten und weißt, welche kleinen Hilfsmittel praktisch sind.
Je öfter du den Ablauf im Kopf durchgehst oder in einem Erste‑Hilfe‑Kurs übst, desto selbstverständlicher wird er. Das Schöne daran: Dieses Wissen bleibt – und du gibst es weiter, wenn du andere ermutigst, mitzumachen. So wird aus einem einzelnen Notfall ein starkes Gefühl von Miteinander. Und genau das ist in Ausnahmesituationen oft das Beste, was wir einander schenken können.