Das Thema Impfen sorgt immer wieder für Diskussionen. Gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, möchten Eltern sicher sein, dass sie die richtige Entscheidung treffen. Verständlich – denn schließlich geht es um Gesundheit, Vertrauen und Verantwortung. In diesem Artikel findest du alle wichtigen Informationen rund ums Impfen bei Kindern: fundiert, verständlich und ohne Fachchinesisch. Damit du gut informiert entscheiden kannst.
Kinder kommen mit einem noch „unerfahrenen“ Immunsystem zur Welt. Viele Krankheiten, die früher gefährlich oder sogar tödlich waren, lassen sich heute durch Impfungen vermeiden. Doch was heißt das genau? Welche Impfungen sind Pflicht, welche empfohlen? Und wie läuft das Ganze überhaupt ab?
Warum Impfungen so wichtig sind
Impfungen sind eine der wirksamsten Maßnahmen der modernen Medizin, um Infektionskrankheiten zu verhindern. Dabei wird dem Körper ein abgeschwächtes oder inaktiviertes Virus (oder ein Teil davon) präsentiert. Das Immunsystem bildet Antikörper – und merkt sich den Erreger. Kommt es später zu einer echten Infektion, ist der Körper vorbereitet und kann sie abwehren.
Für Kinder bedeutet das: Schutz vor Krankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Kinderlähmung, die auch heute noch gefährlich verlaufen können. Gleichzeitig tragen Impfungen dazu bei, dass sich Erreger nicht weiterverbreiten – das nennt man „Herdenimmunität“.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) – wer entscheidet, was empfohlen wird?
In Deutschland spricht die STIKO, ein unabhängiges Expertengremium am Robert Koch-Institut, offizielle Impfempfehlungen aus. Diese basieren auf wissenschaftlichen Studien, Sicherheitsdaten und epidemiologischen Entwicklungen. Die Empfehlungen gelten bundesweit und werden regelmäßig überprüft.
Für Kinder gibt es einen klaren Impfplan, der sich nach Alter und individueller Situation richtet. Die meisten Impfungen werden im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt durchgeführt – kostenlos und gut dokumentiert im gelben Impfausweis.
Welche Impfungen sind für Kinder vorgesehen?
Hier eine Übersicht der wichtigsten Standardimpfungen, wie sie aktuell von der STIKO empfohlen werden:
Säuglingsalter (ab 2 Monate):
- 6-fach-Impfung: gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Poliomyelitis (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B
- Pneumokokken
- Rotaviren (Schluckimpfung, schützt vor Magen-Darm-Infekten)
Kleinkindalter (ab 11 Monate):
- Masern, Mumps, Röteln (MMR)
- Windpocken (Varizellen)
- Meningokokken C
Vorschulalter:
- Auffrischungen der 6-fach-Impfung und MMR/Varizellen
Schulalter und Jugend:
- HPV-Impfung (gegen humane Papillomviren, empfohlen für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren)
- Auffrischung von Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten
- Meningokokken ACWY & B (je nach Empfehlung)
Sind alle Impfungen Pflicht?
In Deutschland gibt es nur eine gesetzliche Impfpflicht – und zwar gegen Masern. Seit März 2020 gilt: Wer eine Kita, Schule oder bestimmte Gemeinschaftseinrichtungen besuchen will, muss einen Masern-Impfschutz nachweisen. Ansonsten gibt es keine Impfpflicht, aber klare Empfehlungen.
Eltern entscheiden also selbst – idealerweise im Gespräch mit einer medizinischen Fachperson. Die Empfehlungen der STIKO gelten dabei als medizinischer Standard.
Was spricht für Impfungen – und was sind die häufigsten Ängste?
Die Vorteile:
- Schutz vor schweren Krankheiten
- Vermeidung von Komplikationen und Spätfolgen
- Beitrag zum Gemeinwohl (Herdenimmunität)
- Weniger Fehltage in Schule oder Kita
Häufige Ängste oder Bedenken:
- Nebenwirkungen
- „Zu viele Impfstoffe auf einmal“
- Angst vor Autismus (ein längst widerlegter Mythos)
- Wunsch nach natürlichen Alternativen
Wichtig ist: Impfstoffe unterliegen in Europa strengen Kontrollen. Ernsthafte Nebenwirkungen sind extrem selten. Die meisten Kinder haben nach einer Impfung höchstens leichtes Fieber, Rötung an der Einstichstelle oder Müdigkeit – Zeichen dafür, dass das Immunsystem arbeitet.
Impfungen und Nebenwirkungen – was Eltern wissen sollten
Wie jede medizinische Maßnahme können auch Impfungen Nebenwirkungen haben. Die gute Nachricht: Diese sind fast immer mild und vorübergehend.
Typische Reaktionen:
- Rötung oder Schwellung an der Impfstelle
- Müdigkeit, Unruhe, leichtes Fieber
- Bei der Rotaviren-Schluckimpfung: in seltenen Fällen Magen-Darm-Beschwerden
Schwere Nebenwirkungen (z. B. allergische Reaktionen) sind sehr selten. Wenn du unsicher bist, sprich mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt – insbesondere, wenn dein Kind Vorerkrankungen hat oder bereits auf eine Impfung ungewöhnlich reagiert hat.
Was passiert, wenn man eine Impfung verpasst?
Keine Sorge: Impfungen können fast immer nachgeholt werden. Auch eine Impfserie (z. B. die 6-fach-Impfung), die nicht komplett im vorgesehenen Rhythmus durchgeführt wurde, muss nicht neu begonnen werden – sie wird einfach fortgesetzt.
Wichtig ist, regelmäßig in den Impfpass zu schauen (am besten bei jeder Vorsorgeuntersuchung) und offene Lücken gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin zu klären.
Impfberatung: Gut informiert entscheiden
Verlässliche Informationen bekommst du bei Kinderärzt:innen, auf den Seiten des Robert Koch-Instituts (RKI), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und in Gesundheitsämtern. Vorsicht bei ungeprüften Quellen aus dem Internet – hier kursieren viele falsche Behauptungen, die Eltern verunsichern.
Eine gute Impfberatung beantwortet nicht nur Fragen, sondern nimmt auch Sorgen ernst. Niemand sollte sich zu einer Entscheidung gedrängt fühlen. Es geht darum, gemeinsam den besten Weg zu finden – im Sinne der Gesundheit deines Kindes.
Impfungen in der Kita und Schule – was gilt?
Viele Einrichtungen achten darauf, dass der Impfstatus bei Eintritt vollständig ist. Das betrifft besonders die Masernimpfung, die gesetzlich verpflichtend ist.
Manche Kitas und Schulen informieren Eltern aktiv über empfohlene Impfungen, andere führen interne Impfaktionen durch. Auch Schularzttermine oder Gesundheitsämter bieten hier Unterstützung an.
Wann darf nicht geimpft werden?
Es gibt wenige absolute Kontraindikationen, z. B. bei akuten, schweren Infekten mit Fieber, bei bestimmten Immunschwächen oder nach bestimmten allergischen Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffs.
Leichte Erkältungen oder ein bisschen Schnupfen sind in der Regel kein Grund, eine Impfung zu verschieben. Wenn du unsicher bist, frag am besten nach.
Impfungen und chronisch kranke Kinder
Gerade Kinder mit Vorerkrankungen profitieren besonders vom Impfschutz – weil sie anfälliger für Komplikationen sind. Für viele chronische Erkrankungen gibt es spezielle Impfempfehlungen.
Beispiel: Kinder mit Asthma sollten unbedingt gegen Grippe geimpft werden. Auch für Kinder mit Herzfehlern oder Diabetes gelten teils erweiterte Impfpläne.
Was tun bei Impfangst?
Viele Kinder haben Angst vor Spritzen – und Eltern leiden mit. Hier hilft gute Vorbereitung:
- Kind altersgerecht informieren: Was passiert, warum, wie fühlt sich das an?
- Beruhigen, aber ehrlich bleiben (nicht sagen „Das merkst du gar nicht“)
- Lieblingsspielzeug mitnehmen, danach ein kleines Highlight planen
Viele Kinderarztpraxen sind auf Impfsituationen vorbereitet und wissen, wie sie sensibel damit umgehen.
Merksatz:
Information beruhigt, Vertrauen schützt. Wenn Eltern sicher auftreten, fällt es auch Kindern leichter.
Impfen und Reisen – worauf achten?
Wer mit Kindern ins Ausland reist, sollte sich frühzeitig informieren. Für manche Länder sind bestimmte Impfungen vorgeschrieben oder dringend empfohlen (z. B. Hepatitis A, Tollwut, Gelbfieber).
Je nach Ziel sollte die Reiseimpfberatung mehrere Wochen vor Abreise stattfinden – manche Impfungen brauchen eine gewisse Vorlaufzeit.
Fazit: Gut informiert, stark geschützt
Impfen ist Vertrauenssache. Es geht nicht darum, blind Empfehlungen zu folgen – sondern fundiert, bewusst und im Sinne deines Kindes zu entscheiden. Moderne Impfstoffe sind sicher, wirksam und ein wichtiger Schutz – nicht nur für dein Kind, sondern für die gesamte Gesellschaft.
Nimm dir Zeit für Fragen, sprich mit Fachleuten, und triff deine Entscheidung mit einem guten Gefühl.