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Wieso kribbelt es ständig in den Händen?

Wenn die Finger kribbeln, ohne dass du weißt, warum – was steckt dahinter?

Ein leichtes Kribbeln, ein Gefühl wie Ameisenlaufen, manchmal begleitet von Taubheit oder einem leichten Brennen – viele Menschen kennen das. Wenn dieses Gefühl gelegentlich auftritt, etwa nach dem Aufwachen oder nach dem Abstützen auf dem Ellenbogen, ist das meist harmlos. Doch was, wenn das Kribbeln in den Händen ständig wiederkommt oder gar chronisch wird? In diesem Artikel schauen wir uns mögliche Ursachen an – von harmlosen Auslösern bis zu ernstzunehmenden Warnzeichen – und geben dir Tipps, wie du deine Beschwerden besser einschätzen kannst.

Ob nachts beim Schlafen, beim Tippen am Computer oder plötzlich aus dem Nichts – dieses kribbelnde Gefühl in den Fingern oder Handflächen kann irritierend sein. Es lenkt ab, stört beim Arbeiten, beeinträchtigt den Schlaf – und sorgt bei vielen für Unsicherheit. Dabei reicht das Spektrum möglicher Ursachen von einfachen Durchblutungsproblemen über Nervenreizungen bis hin zu systemischen Erkrankungen. Genau deshalb lohnt sich ein genauer Blick.

Wie entsteht Kribbeln in den Händen überhaupt?

Kribbeln – medizinisch oft als „Parästhesie“ bezeichnet – entsteht durch eine Reizung oder Schädigung von Nerven. Diese Nerven leiten Reize von der Haut zum Gehirn. Werden sie unterbrochen, eingeklemmt oder anderweitig gestört, kommt es zu fehlerhaften oder verstärkten Signalen – und das spürst du als Kribbeln, Taubheit oder Brennen.

Dabei ist wichtig: Das Kribbeln selbst ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom. Und wie bei vielen Symptomen kann es harmlos sein – oder auf eine ernsthafte Ursache hinweisen. Deshalb ist die Beobachtung entscheidend: Wann tritt das Kribbeln auf? Wie lange hält es an? Tritt es einseitig oder beidseitig auf? Gibt es weitere Symptome wie Schmerzen, Kraftverlust oder Bewegungseinschränkungen?

Harmloses Kribbeln durch Druck auf Nerven

Viele kennen das „eingeschlafene“ Gefühl, wenn man längere Zeit in einer ungünstigen Position sitzt oder liegt. Durch den Druck auf einen Nerv wird dessen Signalübertragung gestört – und sobald der Druck nachlässt, reagiert der Nerv mit Kribbeln, Taubheitsgefühl oder leichtem Schmerz. Meist verschwindet das nach wenigen Minuten von selbst.

Ein typisches Beispiel: Der sogenannte „Musikantenknochen“ am Ellenbogen, wo der Ellennerv (Nervus ulnaris) bei Druckreiz ein Kribbeln im kleinen Finger und Ringfinger auslöst. Auch beim längeren Aufstützen am Tisch oder Schlafen mit abgewinkeltem Arm können Nerven kurzfristig eingeklemmt werden.

Karpaltunnelsyndrom – wenn die Hand nachts kribbelt

Eine der häufigsten Ursachen für anhaltendes Kribbeln in den Händen ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird der Medianusnerv im sogenannten Karpaltunnel des Handgelenks eingeengt. Betroffen sind meist Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Typisch ist, dass die Beschwerden vor allem nachts auftreten und sich durch Ausschütteln der Hände bessern.

Viele Betroffene berichten davon, nachts aufzuwachen, weil die Hand kribbelt oder „einschläft“. Im weiteren Verlauf kann es zu Muskelschwäche, feinmotorischen Problemen und sogar einem sichtbaren Muskelschwund im Daumenballen kommen. Besonders häufig tritt das Karpaltunnelsyndrom bei Frauen auf, vor allem in der Schwangerschaft oder bei hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren.

Nackenprobleme und Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule

Nicht immer liegt die Ursache direkt in der Hand. Auch Probleme im Bereich der Halswirbelsäule können zu Kribbeln in den Händen führen. Bei einem Bandscheibenvorfall im Nackenbereich oder bei Arthrose kann ein Nerv eingeengt werden, der dann falsche Signale bis in die Finger sendet.

Typisch ist hier oft, dass das Kribbeln von Nacken oder Schulter bis in den Arm und die Hand zieht. Häufig kommen Nackenverspannungen, Kopfschmerzen oder Bewegungseinschränkungen hinzu. In schweren Fällen kann auch die Greifkraft nachlassen oder es treten Lähmungserscheinungen auf.

Durchblutungsstörungen – wenn die Finger blass oder blau werden

Eine weitere mögliche Ursache sind Durchblutungsstörungen. Besonders bekannt ist das Raynaud-Syndrom: Dabei verkrampfen sich kleine Blutgefäße an Fingern und Zehen, meist durch Kälte oder Stress ausgelöst. Die Finger werden plötzlich blass oder sogar bläulich, fühlen sich taub an und kribbeln.

Diese Anfälle dauern meist einige Minuten und enden mit einem „Wärmegefühl“, sobald die Durchblutung zurückkehrt. Das Raynaud-Syndrom ist zwar meist harmlos, kann aber auch ein Hinweis auf rheumatische oder autoimmune Erkrankungen sein – vor allem, wenn es zusammen mit Gelenkschmerzen oder Hautveränderungen auftritt.

Diabetes mellitus – Kribbeln als Frühwarnzeichen

Menschen mit Diabetes sind besonders anfällig für Nervenschäden – die sogenannte diabetische Polyneuropathie. Dabei werden feine Nervenfasern durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte geschädigt. Zunächst äußert sich das oft durch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den Füßen, später auch in den Händen.

Typisch ist, dass die Beschwerden zunächst in Ruhe auftreten, etwa abends oder nachts, und sich langsam ausbreiten. Die Empfindlichkeit gegenüber Wärme, Kälte oder Berührung kann sich ebenfalls verändern. Eine gute Blutzuckereinstellung ist hier entscheidend, um das Fortschreiten der Nervenschädigung zu verlangsamen.

Multiple Sklerose und andere neurologische Ursachen

Wenn das Kribbeln nicht nur punktuell auftritt, sondern sich wandert, asymmetrisch oder in Schüben zeigt, können auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) dahinterstecken. MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der die schützende Myelinschicht der Nervenfasern zerstört wird.

Weitere mögliche Ursachen für neurologisch bedingtes Kribbeln sind:

  • Nervenentzündungen (z. B. durch Viren)
  • Tumore, die auf Nerven drücken
  • Nervenverletzungen nach Unfällen
  • Alkoholmissbrauch oder Mangel an Vitamin B12

Gerade bei unklaren, wiederkehrenden oder ungewöhnlich ausgeprägten Empfindungsstörungen sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen.

Was tun bei ständigem Kribbeln in den Händen?

Zunächst ist wichtig: Beobachte dich selbst genau. Tritt das Kribbeln in bestimmten Situationen auf? Hält es länger an oder verschwindet es schnell wieder? Gibt es weitere Begleitsymptome wie Kraftverlust, Schmerzen, Schwellungen oder Verfärbungen?

Sinnvolle erste Schritte können sein:

  • Ändere die Handhaltung beim Schlafen oder Arbeiten.
  • Vermeide Druckstellen – z. B. beim Abstützen.
  • Führe regelmäßig Dehn- und Mobilisationsübungen durch.
  • Achte auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.

Wenn das Kribbeln immer wieder auftritt oder länger anhält, solltest du ärztlichen Rat einholen. Je nach Verdacht können Orthopäden, Neurologen oder Internisten weiterhelfen. Manchmal reicht eine gezielte Lagerungsschiene, manchmal braucht es eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung oder bildgebende Verfahren.

Fazit: Kribbelnde Hände nicht ignorieren

Gelegentliches Kribbeln ist meist harmlos – doch wenn es regelmäßig auftritt oder mit anderen Beschwerden einhergeht, kann es ein Warnsignal sein. Die Ursachen sind vielfältig, reichen von harmlosen Haltungssünden bis hin zu ernsthaften Erkrankungen des Nervensystems oder Stoffwechsels.

Je früher du auf deinen Körper hörst und deine Symptome ernst nimmst, desto besser kannst du gegensteuern – mit einfachen Maßnahmen, gezielten Therapien oder hilfreichen Diagnosen. Denn gesunde Hände sind mehr als nur Werkzeuge – sie sind dein täglicher Kontakt zur Welt.

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