Wer die 35 überschritten hat, kennt es: Die Einladungen zu Vorsorgeuntersuchungen flattern regelmäßig ins Haus, man hört von Check-ups, Hautscreenings und Blutwerten – aber was davon ist wirklich wichtig? Und welche Vorsorge deckt die Kasse ab? In diesem Artikel zeigen wir dir verständlich und motivierend, welche Untersuchungen ab 35 sinnvoll sind, wie du davon profitierst und worauf du im Alltag achten kannst.
Denn eins ist klar: Je früher Auffälligkeiten erkannt werden, desto besser lässt sich gegensteuern. Vorsorge ist kein Alarmsignal, sondern eine echte Chance.
Der Gesundheits-Check-up: Dein Rundum-Check alle 3 Jahre
Alle drei Jahre auf Nummer sicher gehen – das klingt nicht viel, kann aber viel bringen.
Seit dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Versicherte in Deutschland alle drei Jahre Anspruch auf einen umfassenden Check-up beim Hausarzt. Der sogenannte Gesundheits-Check-up beinhaltet eine körperliche Untersuchung, das Abhören von Herz und Lunge, das Messen von Blutdruck sowie eine Blutuntersuchung und Urinprobe.
Besonders im Fokus stehen hier Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen. Kurz gesagt: Die häufigsten Volkskrankheiten, die sich oft schleichend entwickeln. Wer regelmäßig zum Check-up geht, kann Veränderungen früh erkennen – manchmal noch bevor erste Symptome auftreten.
Hautkrebs-Screening: Wenn Muttermale zur Gefahr werden
Einmal hinsehen, zweimal sicher sein – Früherkennung rettet Leben.
Ebenfalls ab 35 Jahren zahlt die gesetzliche Krankenkasse alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening. Dabei schaut eine Hautärztin oder ein entsprechend geschulter Hausarzt deine gesamte Haut auf auffällige Leberflecken oder Veränderungen durch.
Gerade heller Hautkrebs kann bei rechtzeitiger Diagnose sehr gut behandelt werden. Auch schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) ist heilbar – wenn er früh erkannt wird. Die Untersuchung dauert meist keine 15 Minuten, ist schmerzfrei und kann im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten.
Ein Merksatz, der hängen bleibt: Je früher entdeckt, desto besser geschützt.
Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin: Die stillen Warnzeichen
Was man nicht spürt, kann trotzdem gefährlich sein – deshalb ist Messen besser als Raten.
Viele Risikofaktoren für Herzinfarkt oder Schlaganfall entwickeln sich still und heimlich. Ein dauerhaft zu hoher Blutdruck bleibt oft jahrelang unbemerkt. Genauso können Blutzucker und Cholesterinwerte aus dem Ruder laufen, ohne dass man etwas merkt.
Deshalb ist es wichtig, beim Hausarzt regelmäßig diese Werte kontrollieren zu lassen – unabhängig vom Check-up. Besonders dann, wenn du familiär vorbelastet bist, Raucher:in bist, wenig Bewegung hast oder mit dem Gewicht kämpfst.
Zwei einfache Faustregeln für dich:
- Ein normaler Blutdruck liegt unter 140/90 mmHg.
- Der Nüchternblutzucker sollte unter 100 mg/dl bleiben.
Klingt technisch – ist aber wichtig.
Krebsvorsorge für Frauen: Brust, Gebärmutterhals und mehr
Früh erkannt, gut behandelbar – das gilt besonders bei gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen.
Frauen haben ab dem 35. Lebensjahr zusätzlich zur jährlichen Krebsvorsorge Anspruch auf einen HPV-Test (Humane Papillomviren), der alle drei Jahre zusammen mit dem Pap-Abstrich durchgeführt wird. Diese Kombination verbessert die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs deutlich.
Auch die Tastuntersuchung der Brust durch die Gynäkologin gehört zur jährlichen Vorsorge. Ab 50 wird dann alle zwei Jahre zur Mammographie eingeladen – aber auch schon vorher solltest du Veränderungen in der Brust selbst beobachten und gegebenenfalls frühzeitig ärztlich abklären lassen.
Ein kleiner Tipp aus dem Alltag: Viele Frauen koppeln den Termin mit einem anderen festen Ereignis – z. B. dem Geburtstag oder dem Wechsel zur Sommerzeit. So gerät er nicht in Vergessenheit.
Krebsvorsorge für Männer: Mehr als nur Prostata
Auch Männer sollten regelmäßig zum Arzt – und nicht erst, wenn es zwickt.
Ab 45 Jahren haben Männer Anspruch auf eine jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Dabei wird die Prostata abgetastet, ebenso wie die äußeren Geschlechtsorgane und die Lymphknoten. Ein Gespräch über Beschwerden oder Veränderungen gehört ebenfalls dazu.
Auch wenn sich viele Männer davor scheuen – die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und kann dabei helfen, ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu entdecken.
Ein motivierender Gedanke: Stärke zeigt sich auch darin, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Darmkrebs: Keine Tabuzone – sondern Vorsorge mit Wirkung
Darmkrebsvorsorge klingt unangenehm, ist aber eine der effektivsten Maßnahmen überhaupt.
Schon ab 50 Jahren – bei familiärer Vorbelastung oft auch früher – sollte die Darmkrebsvorsorge ernst genommen werden. Bis dahin steht der immunologische Stuhltest (iFOBT) zur Verfügung, der jährlich angeboten wird.
Ab dem Alter von 55 Jahren (bei Männern bereits ab 50) besteht Anspruch auf zwei kostenlose Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren – oder alternativ auf den jährlichen Stuhltest.
Tipp für Mutige: Die Darmspiegelung ist heute dank moderner Sedierung fast immer schmerzfrei – und sie bietet Gewissheit statt Unsicherheit.
Zahnvorsorge: Nicht vergessen, denn auch Zähne altern
Gesunde Zähne – das ist mehr als nur Optik. Es ist auch ein Stück Lebensqualität.
Zweimal jährlich steht dir eine kostenlose Zahnvorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt zu – auch ab 35. Dabei wird nicht nur geschaut, ob alles in Ordnung ist, sondern auch dein Bonusheft gepflegt. Wer regelmäßig geht, spart später bares Geld bei Zahnersatz.
Ab 35 sind Parodontitis und Zahnfleischrückgang häufiger – daher lohnt sich auch die professionelle Zahnreinigung, auch wenn sie oft selbst gezahlt werden muss.
Ein einfacher Tipp: Vereinbare direkt nach der Kontrolle gleich den nächsten Termin. So bleibt der Rhythmus erhalten.
Impfstatus überprüfen: Wann hast du zuletzt geimpft?
Vorsorge heißt auch: Impfschutz auffrischen. Denn manche Erreger machen vor dem Alter keinen Halt.
Ab 35 lohnt sich ein Blick in den Impfpass. Besonders wichtig sind Auffrischungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten – empfohlen wird alle zehn Jahre eine Kombi-Impfung.
Auch gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), besonders in Risikogebieten, und Grippe (jährlich) sowie COVID-19 sollte je nach Risiko geimpft werden. Für Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen oder beruflichem Risiko kommen weitere Impfungen infrage.
Ein Check beim Hausarzt bringt Klarheit – und Schutz.
Sehen und Hören: Sinnesleistungen regelmäßig checken
Die Augen lassen nach – das ist keine Schwäche, sondern Biologie. Und auch das Gehör verändert sich.
Ab Mitte 30 beginnt bei vielen Menschen ein schleichender Sehverlust – gerade beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm. Eine regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt oder Optiker hilft, rechtzeitig zu reagieren.
Auch das Gehör sollte nicht unterschätzt werden: Häufig bemerken Betroffene den Verlust gar nicht selbst, sondern erst durch andere. Ein Hörtest – etwa beim HNO oder Hörakustiker – kann Sicherheit geben.
Merke: Gutes Hören und Sehen sind nicht nur Komfort – sie erhalten die Lebensqualität.
Wann welche Vorsorge? Ein Überblick
Damit du den Überblick nicht verlierst, hier eine kompakte Orientierung:
- Alle 3 Jahre: Gesundheits-Check-up (Hausarzt)
- Alle 2 Jahre: Hautkrebs-Screening (ab 35)
- Jährlich: Zahnvorsorge, ggf. Stuhltest (ab 50), Brustabtastung (Frauen), Prostatauntersuchung (Männer ab 45)
- Alle 3 Jahre: Gebärmutterhalskrebsvorsorge (Frauen ab 35 inkl. HPV-Test)
- Einmalig ab 50/55: Darmspiegelung (alternativ: regelmäßiger Stuhltest)
- Laufend: Impfstatus prüfen, Seh- und Hörvermögen checken
Fazit: Vorsorge ist Fürsorge – für dich selbst
Mit 35 beginnt eine Phase, in der viele Krankheiten langsam entstehen können. Aber: Du hast es in der Hand.
Vorsorge ist kein lästiges Pflichtprogramm, sondern ein starkes Zeichen der Selbstfürsorge. Je früher du beginnst, desto besser kannst du deine Gesundheit langfristig erhalten. Nimm die angebotenen Untersuchungen wahr, hinterfrage deine Werte, bleib neugierig auf deinen Körper – und geh achtsam mit dir um.
Vielleicht wird der nächste Vorsorgetermin ja nicht nur zur Routine – sondern zur wertvollen Gewohnheit.